Meine eigenen Erfahrungen mit der Frühkastration:

Birmakatzen gehören zu den am schwersten zu züchtenden Katzenrassen überhaupt. Nicht nur wegen der Schwierigkeit, gute Tiere dieser Rasse überhaupt zu züchten, sie sind auch mit vielfältigen genetisch bedingten Problemen behaftet. Bei den Birma's ist nur jedes etwa 20. geborene Kitten wirklich auch so zur Weiterzucht geeignet, das es auch der Verbesserung der Rasse dient. Die anderen 95% der geborenen Kitten werden deshalb von seriösen Züchtern als Liebhabertiere, oder als Showtiere mit einem Zuchtverbot verkauft. Diese Tiere entsprechen oft in jeder Hinsicht dem Idealbild der Rasse, könnten jedoch einen Gendeffekt an ihre Nachkommen weitergeben, oder sie sind mit kleinen Typ- oder Zeichnungsfehler behaftet, welche für Laien oft nicht einmal ersichtlich sind. Alle diese Tiere sind vollwertige Birmas in jeder Hinsicht.... außer, das sie nicht zur Zucht verwendet werden sollen.

Zu meiner Zuchtphilosophie gehört es nun, das ich mich sehr darum bemühe, Katzen zu züchten welche nicht nur besonders schön sind, sondern in erster Linie Aussichten auf ein gesundes und langes Leben haben sollen und an denen ihre Besitzer viel Freude haben können. Ich bemühe mich sehr darum, das Katzen welche Nachkommen bringen könnten, welche diese Hauptkriterien nicht erfüllen könnten, im Interesse dieser Rasse, nicht als Zuchttiere Verwendung finden.

Leider sieht dies die Überzahl der heutigen Züchter absolut nicht so wie ich und ich wurde in der Vergangenheit sehr oft betrogen und belogen. Kaufverträge für Liebhabertiere wurden nicht eingehalten und mussten mit großem Aufwand durchgesetzt werden, oder Katzen wurden dann einfach mit gefälschten Stammbäumen unter anderem Namen zur Zucht verwendet, oder es wurden Jungtiere ohne Papiere "produziert".

Nach den positiven Erfahrungen, befreundeter Züchter mit der Frühkastration ihrer Kitten und den auf meiner Seite veröffentlichen Berichten, habe in den Jahren 2001, 2002 und 2003, praktisch sämtliche Liebhabertiere im Alter zwischen 3 und 5 Monaten, bei meinem Tierarzt kastrieren lassen und er danach erst an die neuen Besitzer abgegeben.  Von den meisten Kitteninteressenten wurde es sehr positiv aufgefasst, das sie ihre Kleinen bereits kastriert übernehmen konnten, entfielen doch für diese die Gedanken um den rechtzeitigen Zeitpunkt und um das Ergehen der Kleinen nach der Operation.

Alle Kitten hatten die Operation erstaunlich gut überstanden. Wie bereits von anderer Seite berichtet wurde, waren sie sofort wieder munter und hatten das Erlebte nach einigen Stunden vollkommen vergessen. Es gab keinerlei Probleme oder Verluste und alle Kitten konnten nach einigen Tagen oder Wochen an die neuen Besitzer abgegeben werden.

Bei späteren Besuchen bei einigen dieser Kitten, im Alter von 1 bis 2 Jahren, zeigte sich auch, das sich die Kitten körperlich vollkommen normal entwickelt hatten, im Körperbau oder im Verhalten war kein Unterschied zu bemerken, im Vergleich zu Wurfgeschwister, welche erst später kastriert wurden, oder als Zuchttiere Verwendung fanden.

Auffallen war jedoch, das besonders bei einigen der Weibchen, welche im Alter von 3 Monaten kastriert wurden, die Milchzähne zum Teil nicht richtig gewechselt wurden, oder die bleibenden Zähne in einer sehr schlechten Qualität und kleiner als normal gewachsen waren. Auch verloren viele dieser Katzen ihre Zähne schon weitgehenst bis zum Alter von 2 Jahren.

Das erschreckende jedoch ist: Sehr viele meiner frühkastrierten Kitten, fast 35%, leben bereits nicht mehr, im Alter von noch nicht 3 Jahren. Erschreckend viele davon sind an Stoffwechselstörungen gestorben, welche sonst nur bei älteren Katzen vorkommen. Die Kitten starben an Nieren- oder Leberversagen oder an einer vollständigen Rückbildung der Bauchspeicheldrüse, was zu Beginn zu Diabetes und Nierenproblemen und nach kurzer Zeit zum Tod der Tiere geführt hat. Insgesamt 12 solcher Katzen (10 Weibchen und 2 Kater) wurden Veterinärpathologisch untersucht und es konnte nebst den unerklärlichen Organerkrankungen, keinen Hinweis auf irgendeine Infektion, sei es durch Bakterien oder Viren gefunden werden. Bei anderen dieser frühkastrierten Katzen, wurde eine auffallende Disposition für Infektionskrankheiten beobachtet, diese Katzen sind überdurchschnittlich oft erkrankt. Sehr auffallend dabei ist, das es sich nur im frühkastrierte Katzen handelt, welche im Alter von 3 Monaten operiert wurden. Die Wurfgeschwister der gleichen Katzen, welche später, im Alter von 5 Monaten kastriert wurden, oder zur Zucht verwendet werden, sind alle gesund geblieben sind. Als Beispiel sei hier ein Wurf von 6 Kitten erwähnt. 4 wurden im Alter von 3 Monaten kastriert... keines davon lebte nach 2 Jahren noch, ein Bruder wurde mit 5 Monaten kastriert, ihm geht es bestens und ein weiterer Bruder, welcher ein Leben als Deckkater führt, erfreut sich auch bester Gesundheit.

In meiner langjährigen Zuchtpraxis habe ich schon oft von verstorbenen Katzen hören müssen, dies ist das Schicksal aller Züchter und Tierbesitzer. Aber die meisten dieser Katzen hatten ein hohes Alter erreicht und sind nicht sehr jung an einer Stoffwechselstörung gestorben. Im Jahr 2004 habe ich keine Kitten mehr Frühkastrieren lassen und bis jetzt sind keine solche Berichte von verstorbenen Kitten bei mir eingetroffen.

Ich denke, das dies hier zeigt, das Leute, welche solche "neue" Methoden propagieren und denen man dann als Züchter vertraut, dies zuerst über einen längeren Zeitraum und bei einer größeren Anzahl von Tieren beobachten sollten. Es kann auch nur Zufall sein, das diese Katzen gestorben sind... aber dieser "Zufall" wäre doch ziemlich auffallend und ungewöhnlich.

Ich kann deshalb im Moment nur raten, das die Kitten erst im Alter von 5 Monaten und älter kastriert werden sollten. Als Züchter sollte man dann bereit sein, bei zweifelhaften Kittenkäufern, bis zu diesem Alter mit der Abgabe, der dann kastrierten Jungtiere zu warten, oder sich sonst mit anderen Maßnahmen gründlich abzusichern, damit ungeeignete Katzen nicht Verwendung in der Zucht finden.